Zwischenzeugnis: Ihr Umfassender Ratgeber

Das Recht auf ein Zwischenzeugnis: Was Sie wissen müssen

Das Recht auf ein Zwischenzeugnis ist ein wichtiger Aspekt des Arbeitsrechts in Deutschland. Viele Arbeitnehmer sind sich ihrer Rechte in Bezug auf ein Zwischenzeugnis nicht vollständig bewusst. Dieser Artikel beleuchtet detailliert, wann und wie Sie ein Zwischenzeugnis anfordern können, welche Inhalte es haben sollte und welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten. Ziel ist es, Ihnen ein umfassendes Verständnis zu vermitteln, damit Sie Ihre Rechte optimal wahrnehmen und bei Bedarf geltend machen können. Wir werden uns auch mit den häufigsten Fragen und Missverständnissen rund um das Zwischenzeugnis befassen, um Ihnen Klarheit zu verschaffen.

Wann haben Sie Anspruch auf ein Zwischenzeugnis?

Anspruch auf ein Zwischenzeugnis besteht in verschiedenen Situationen. Grundsätzlich haben Sie einen Anspruch, wenn ein sachlicher Grund vorliegt. Dies bedeutet, dass ein konkreter Anlass gegeben sein muss, der die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses rechtfertigt. Zu den häufigsten Gründen gehören: Wechsel des Vorgesetzten, interne Versetzung, bevorstehender Jobwechsel (auch wenn der Arbeitsvertrag noch läuft), langfristige Abwesenheit (z. B. Elternzeit, längere Krankheit), größere Umstrukturierungen im Unternehmen oder der Eintritt in den Ruhestand. In all diesen Fällen ist es ratsam, ein Zwischenzeugnis zu beantragen, um Ihre erbrachten Leistungen und Ihr Verhalten im Arbeitsverhältnis zu dokumentieren. Ein Zwischenzeugnis kann Ihnen wertvolle Vorteile bei zukünftigen Bewerbungen verschaffen, da es eine aktuelle Einschätzung Ihrer Fähigkeiten und Leistungen durch den aktuellen Arbeitgeber bietet. Es dient als eine Art 'Zwischenbilanz' Ihrer beruflichen Entwicklung und kann entscheidend sein, um einen positiven Eindruck bei potenziellen neuen Arbeitgebern zu hinterlassen. Der sachliche Grund muss jedoch auch im Interesse des Arbeitnehmers liegen und darf nicht willkürlich sein. Sofern kein sachlicher Grund vorliegt, kann der Arbeitgeber die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses ablehnen. Es ist daher wichtig, den Antrag gut zu begründen und die Umstände darzulegen, die den Bedarf nach einem Zwischenzeugnis rechtfertigen.

Darüber hinaus gibt es Situationen, in denen der Arbeitgeber von sich aus ein Zwischenzeugnis ausstellen sollte oder dies zumindest in Erwägung ziehen muss. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn das Arbeitsverhältnis aus betriebsbedingten Gründen beendet wird oder wenn der Arbeitnehmer aufgrund einer längeren Krankheit nicht mehr in der Lage ist, seine Arbeit auszuüben. In solchen Fällen kann das Zwischenzeugnis als eine Art 'Abschlusszeugnis' dienen, das die erbrachten Leistungen und das Verhalten des Arbeitnehmers während der gesamten Beschäftigungsdauer dokumentiert.

Es ist wichtig zu beachten, dass der Anspruch auf ein Zwischenzeugnis grundsätzlich besteht, unabhängig davon, ob der Arbeitsvertrag befristet oder unbefristet ist. Auch Auszubildende, Praktikanten und freie Mitarbeiter können unter bestimmten Umständen einen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis haben. Die genauen Regelungen können sich jedoch je nach Arbeitsverhältnis und den geltenden tarifvertraglichen Bestimmungen unterscheiden. Informieren Sie sich daher im Zweifelsfall über die spezifischen Bedingungen für Ihr Arbeitsverhältnis.

Wie fordern Sie ein Zwischenzeugnis an?

Die Beantragung eines Zwischenzeugnisses erfolgt in der Regel schriftlich. Dies dient der rechtlichen Absicherung und ermöglicht es Ihnen, den Antrag und dessen Eingang zu dokumentieren. Ein formloses Schreiben reicht in der Regel aus, um den Antrag zu stellen. Im Antrag sollten Sie klar zum Ausdruck bringen, dass Sie ein Zwischenzeugnis wünschen und den Grund für Ihren Antrag nennen. Je präziser und nachvollziehbarer Sie Ihren Antrag formulieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Arbeitgeber Ihrem Wunsch nachkommt. Achten Sie darauf, den Antrag an die richtige Stelle im Unternehmen zu richten, in der Regel an Ihren direkten Vorgesetzten oder an die Personalabteilung.

Formulierung des Antrags: Beginnen Sie Ihren Antrag mit einer höflichen Anrede und nennen Sie Ihren Namen, Ihre Position im Unternehmen und den Zeitraum Ihrer Beschäftigung. Erläutern Sie kurz und präzise den Grund für Ihren Antrag. Beispiele hierfür sind: 'Aufgrund eines Vorgesetztenwechsels', 'im Hinblick auf eine interne Versetzung', 'zur Vorbereitung auf eine berufliche Neuorientierung'. Bitten Sie im Hauptteil des Schreibens um die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses. Formulieren Sie dies höflich, aber bestimmt. Sie können beispielsweise schreiben: 'Ich bitte Sie hiermit, mir ein Zwischenzeugnis über meine bisherigen Leistungen und mein Verhalten im Unternehmen auszustellen.'

Es ist ratsam, den Antrag per Einschreiben mit Rückschein zu versenden oder ihn persönlich abzugeben und den Empfang quittieren zu lassen. So haben Sie im Streitfall einen Nachweis über den Antrag und dessen Inhalt. Dies kann insbesondere dann wichtig sein, wenn der Arbeitgeber die Ausstellung des Zwischenzeugnisses verweigert oder sich weigert, es auszustellen. Wenn der Arbeitgeber auf Ihren Antrag nicht reagiert oder die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses verzögert, sollten Sie ihn schriftlich unter Fristsetzung zur Ausstellung auffordern. Setzen Sie eine angemessene Frist, in der Regel zwei bis drei Wochen. Sollte der Arbeitgeber auch nach Ablauf der Frist nicht reagieren, können Sie rechtliche Schritte einleiten, um Ihren Anspruch durchzusetzen. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen Anwalt für Arbeitsrecht zu konsultieren.

Welche Inhalte muss ein Zwischenzeugnis haben?

Der Inhalt eines Zwischenzeugnisses sollte den gleichen Prinzipien folgen wie ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Das bedeutet, dass das Zwischenzeugnis wahrheitsgemäß, wohlwollend und vollständig sein muss. Es muss eine detaillierte Beschreibung Ihrer Tätigkeiten, Ihrer Leistungen und Ihres Verhaltens im Arbeitsverhältnis enthalten. Das Zwischenzeugnis sollte klar und verständlich formuliert sein und keine versteckten oder negativen Formulierungen (sogenannte 'Geheimcodes') enthalten. Es dient dazu, Ihre bisherige berufliche Entwicklung und Ihre Fähigkeiten zu dokumentieren und potenziellen neuen Arbeitgebern einen umfassenden Eindruck von Ihnen zu vermitteln.

Bestandteile des Zwischenzeugnisses: Ein Zwischenzeugnis sollte folgende Elemente enthalten: Angaben zum Unternehmen und zum Arbeitnehmer (Name, Position, Beschäftigungszeitraum), eine Aufgabenbeschreibung, die die wichtigsten Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten des Arbeitnehmers detailliert darstellt, eine Leistungsbeurteilung, die die erbrachten Leistungen des Arbeitnehmers bewertet (z.B. Arbeitsweise, Arbeitsergebnisse, Fachkenntnisse, Belastbarkeit, Engagement), eine Verhaltensbeurteilung, die das Verhalten des Arbeitnehmers gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden bewertet (z.B. Teamfähigkeit, Führungsverhalten, Kommunikationsfähigkeit) sowie die Schlussformel. In der Schlussformel drückt der Arbeitgeber seinen Dank und seine Wertschätzung für die geleistete Arbeit aus und wünscht dem Arbeitnehmer alles Gute für die Zukunft.

Leistungsbeurteilung: Die Leistungsbeurteilung ist der wichtigste Bestandteil des Zwischenzeugnisses. Hier wird detailliert bewertet, wie der Arbeitnehmer seine Aufgaben erfüllt hat. Die Bewertung sollte sich auf konkrete Beispiele und Leistungen beziehen und nicht nur allgemeine Aussagen enthalten. Achten Sie darauf, dass die Bewertung realistisch und nachvollziehbar ist. Die Leistungsbeurteilung sollte idealerweise folgende Aspekte abdecken: Arbeitsqualität, Arbeitsquantität, Fachwissen, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und Eigeninitiative.

Verhaltensbeurteilung: Die Verhaltensbeurteilung bewertet das Verhalten des Arbeitnehmers im Arbeitsverhältnis. Hier wird beurteilt, wie sich der Arbeitnehmer gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden verhalten hat. Die Bewertung sollte sich auf das soziale Verhalten und die Kommunikationsfähigkeit des Arbeitnehmers konzentrieren. Achten Sie darauf, dass die Bewertung positiv formuliert ist und keine negativen Aspekte verschleiert. Typische Aspekte, die in der Verhaltensbeurteilung bewertet werden, sind Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Führungsqualitäten (sofern relevant), Konfliktfähigkeit und Loyalität.

Welche Rechte haben Sie, wenn das Zwischenzeugnis fehlerhaft ist?

Wenn das Zwischenzeugnis fehlerhaft ist, haben Sie das Recht, eine Korrektur zu verlangen. Fehler können sowohl inhaltlicher als auch formaler Natur sein. Inhaltliche Fehler liegen vor, wenn das Zeugnis falsche oder unvollständige Angaben enthält, beispielsweise wenn Ihre Leistungen oder Ihr Verhalten falsch dargestellt werden oder wenn wichtige Informationen fehlen. Formale Fehler sind beispielsweise falsche Schreibweisen, fehlende Unterschriften oder ein falsches Layout.

Vorgehensweise bei fehlerhaften Zeugnissen: Zunächst sollten Sie das Zwischenzeugnis sorgfältig prüfen und alle Fehler notieren. Anschließend sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber suchen und die Fehler direkt ansprechen. In vielen Fällen lassen sich Fehler in einem persönlichen Gespräch unkompliziert klären und korrigieren. Wenn das Gespräch nicht zu einer Einigung führt oder wenn der Arbeitgeber sich weigert, das Zeugnis zu korrigieren, sollten Sie Ihren Anspruch schriftlich geltend machen. Formulieren Sie ein Schreiben, in dem Sie die Fehler detailliert beschreiben und eine Korrektur verlangen. Setzen Sie eine angemessene Frist zur Korrektur, in der Regel zwei bis drei Wochen. Dokumentieren Sie alle Schritte, die Sie unternehmen, einschließlich des Datums und der Inhalte der Gespräche und Schreiben.

Rechtliche Möglichkeiten: Wenn der Arbeitgeber sich auch nach Ihrer schriftlichen Aufforderung weigert, das Zeugnis zu korrigieren, können Sie rechtliche Schritte einleiten. In diesem Fall sollten Sie sich an einen Anwalt für Arbeitsrecht wenden. Der Anwalt kann Sie beraten und Ihre Interessen vor Gericht vertreten. Sie können eine 'Zeugnisberichtigungsklage' erheben, um die Korrektur des Zeugnisses durchzusetzen. Das Gericht wird dann prüfen, ob das Zeugnis den rechtlichen Anforderungen entspricht und ob die von Ihnen beanstandeten Fehler vorliegen. Das Gericht kann den Arbeitgeber zur Korrektur des Zeugnisses verurteilen. Die Erfolgsaussichten einer Zeugnisberichtigungsklage hängen von der Art und dem Umfang der Fehler ab. In der Regel haben Sie gute Chancen, wenn das Zeugnis falsche oder unvollständige Angaben enthält oder wenn Ihre Leistungen oder Ihr Verhalten nicht korrekt dargestellt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass Sie Ihre Rechte in Bezug auf ein Zwischenzeugnis innerhalb einer bestimmten Frist geltend machen müssen. Die Frist für eine Zeugnisberichtigungsklage beträgt in der Regel drei Monate ab dem Zeitpunkt, an dem Sie das fehlerhafte Zeugnis erhalten haben. Daher ist es wichtig, dass Sie schnell handeln, wenn Sie Fehler in Ihrem Zwischenzeugnis feststellen. Auch wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihr Zwischenzeugnis korrekt ist, sollten Sie sich rechtzeitig von einem Anwalt für Arbeitsrecht beraten lassen. Ein Anwalt kann Ihnen helfen, Ihre Rechte zu verstehen und Ihre Interessen optimal zu vertreten.

FAQs zum Thema Zwischenzeugnis

Kann ich ein Zwischenzeugnis auch dann beantragen, wenn ich nicht vorhabe, das Unternehmen zu verlassen?

Ja, grundsätzlich können Sie ein Zwischenzeugnis auch dann beantragen, wenn Sie nicht vorhaben, das Unternehmen zu verlassen. Es gibt verschiedene Gründe, warum Sie ein Zwischenzeugnis beantragen können, auch wenn Sie weiterhin in dem Unternehmen beschäftigt sind. Beispielsweise kann ein Zwischenzeugnis nützlich sein, wenn sich Ihr Aufgabenbereich ändert, wenn Sie intern versetzt werden oder wenn es einen Wechsel in der Führungsebene gibt. In diesen Fällen kann das Zwischenzeugnis Ihre bisherigen Leistungen und Ihr Verhalten dokumentieren und Ihnen als Referenz für zukünftige Aufgaben dienen.

Was passiert, wenn der Arbeitgeber die Ausstellung des Zwischenzeugnisses verweigert?

Wenn der Arbeitgeber die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses verweigert, sollten Sie zunächst das Gespräch suchen und nach den Gründen für die Verweigerung fragen. Möglicherweise gibt es Missverständnisse oder es liegen andere Gründe vor, die sich in einem Gespräch klären lassen. Wenn der Arbeitgeber die Ausstellung des Zwischenzeugnisses weiterhin verweigert, sollten Sie Ihren Anspruch schriftlich geltend machen. In Ihrem Schreiben sollten Sie die Gründe für Ihren Antrag darlegen und den Arbeitgeber auffordern, das Zwischenzeugnis innerhalb einer angemessenen Frist auszustellen. Wenn der Arbeitgeber auch nach Ablauf der Frist nicht reagiert, können Sie rechtliche Schritte einleiten und eine Zeugnisberichtigungsklage erheben.

Wie lange dauert es, bis ich ein Zwischenzeugnis erhalte?

Die Bearbeitungszeit für ein Zwischenzeugnis kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von der Größe des Unternehmens, der Komplexität Ihrer Aufgaben und der Auslastung der Personalabteilung. In der Regel sollten Sie damit rechnen, dass die Ausstellung eines Zwischenzeugnisses einige Tage bis zu einigen Wochen dauern kann. Es ist ratsam, den Arbeitgeber in Ihrem Antrag um eine zeitnahe Ausstellung zu bitten und gegebenenfalls nachzufragen, wie lange die Bearbeitung voraussichtlich dauern wird.

Kann ich mein Zwischenzeugnis auch als PDF-Datei erhalten?

Ja, in der Regel ist es möglich, das Zwischenzeugnis als PDF-Datei zu erhalten. Dies hat den Vorteil, dass Sie das Zeugnis einfach elektronisch weiterleiten und speichern können. Sprechen Sie dies am besten bei der Antragstellung oder bei der Anforderung des Zeugnisses an. Die meisten Arbeitgeber stellen Zwischenzeugnisse heutzutage in digitaler Form aus.

Was ist der Unterschied zwischen einem Zwischenzeugnis und einem qualifizierten Arbeitszeugnis?

Der Hauptunterschied zwischen einem Zwischenzeugnis und einem qualifizierten Arbeitszeugnis liegt im Zeitpunkt der Ausstellung und im Zweck. Ein Zwischenzeugnis wird während des laufenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt, während ein qualifiziertes Arbeitszeugnis am Ende des Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Beide Zeugnisse enthalten eine Bewertung Ihrer Leistungen und Ihres Verhaltens. Das Zwischenzeugnis dient als 'Zwischenbilanz' Ihrer beruflichen Entwicklung, während das qualifizierte Arbeitszeugnis eine umfassende Bewertung Ihrer gesamten Tätigkeit im Unternehmen darstellt. Beide Zeugnisse sind für Ihre berufliche Zukunft wichtig und können Ihnen bei Bewerbungen helfen.

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Valeria Schwarz

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